Donnerstag, 12. Juli 2012

JUHU DIESES WOCHENENDE GEHT ES ENDLICH MAL WIEDER RUND!

Da es ja in letzter Zeit etwas ruhiger geworden ist, was das Herumreisen der Fertigen angeht.
Ist dies hier ein Lebenszeichen von uns an euch. Keine Angst uns gibt es, wir sind fresh und keineswegs am Abgrund jeglicher Scheiterei. Man könnte sagen wir sind momentan zwar etwas über Europa verstreut, was bedeutet das Philipp die nächsten 2 1/2 Jahre in Paris an seiner Doktorarbeit kritzeln wird, und Simon für ein Jahr in Antwerpen sein Studium erasmusieren muss.
Doch Julia und Flo halten die Stellung im heimeligen München. Yeah. !!
Wie man feststellt spielen wir trotzdem Konzerte, und diverse neue Geheimnisse werden sicherlich auch bald preisgegeben.
Bäääääm !
Europa ist und bleibt einfach zu klein, als das es uns aufhalten könnte!
Freut euch wir freuen uns auf euch!
zum Beispiel am:

14.07.12 starnberg welcome to the seaside festival
21.07.12 münchen backstage free & easy
27.07.12 a-eberschwang festival
28.07.12 chieming open air


Donnerstag, 20. Oktober 2011

Der Rattenfänger von Erbil

Wir haben uns mittlerweile damit abgefunden nur maximal fünf Stunden am Tag zu schlafen. Ich hab zwar Augenringe bis unter den Bauchnabel, aber dafür gibt es schließlich Sonnenbrillen. Gelegentlich falle ich hinter den dunklen Gläsern in einen kurzen, komatösen Schlaf. Heute ist der Tag des Konzerts. Wir sind schon früh am morgen auf den Parkplatz vor dem Minarettpark gefahren. Hier steht unsere Stage gesäumt von zwei Tribünen.
Die PA-Firma "Babylon Productions" macht ihrem Namen alle Ehre. Keiner versteht den anderen, alle reden aneinander vorbei. Kurdisch, arabisch, englisch, deutsch. Die Bühne wurde nach irgendeinem anderen Plan verkabelt. Alles muss neu gesteckt werden. Der technische Leiter von "Babylon Productions" hat keinen Bock mehr. Er fährt heim.

Wir sitzen in der brütenden Hitze. Es hat 40°. Julia und Simon werden von zwei Jugendlichen ausgelacht, als sie sich mit Sonnencreme einreiben. Neben der Bühne wurde mittlerweile ein bayerisches Festzelt errichtet. Die Alphornbläser trinken ihr erstes bis achtes Bier. Ein paar Stunden später wird Chrischtian zwei kurdische Polizisten im Armdrücken abziehen.
Leider ist bisher der zweite Verstärker noch nicht aufgetaucht. Erst kurz vor dem Konzert kommt ein kleiner Keyboardverstärker auf der Bühne an. Was solls! Damit muss es auch gehen. Die Umstände könnten nicht wiedriger sein. Die Anlage knackst, das Schlagzeug rumpelt, die Verstärker krächzen. Zur Sicherheit wurde zwischen Publikum und Bühne ein zwanzig Meter langer Sperrbereich errichtet. Und damit auch wirklich nichts mehr bei den Leuten ankommt haben sich noch 5 Kameramänner mit ihren Podesten mitten in die Sichtlinie gestellt. Ich bin deprimiert. Es wird grauenhaft.

Nach den Alphornbläsern und einem klassischen Beitrag stürmen wir die Bühne. Auf den Tribünen links und rechts sind mittlerweile gut gefüllt. Vor uns herrschen gähnende Leere, blinkende Recordlämpchen und ein Polizeikommando.
Wir sind nicht in den Irak gefahren um vor 200qm Asphalt zu spielen. Ich packe das Mikro aus der Halterung und laufe zur Tribüne. Zwei Typen helfen mir hoch. Das Publikum checkt allmählich das die Sitzveransaltung jetzt vorbei ist und springt von den Plätzen. Ich komm mir vor wie dieser Rattenfänger von Hameln als ich die Leute mit Mikro statt Flöte von der Tribüne runterlocke. Die Polizisten werden nervös. Sie stoßen die tanzende Meute zurück. Doch wie aus dem nichts erscheint unser eigenes Sondereinsatzkommando: Die Alphornbläser! Mit der Kraft von acht Weißbier drücken die in Lederhosen uniformierten Buam den Pulk durch die Polizeibarriere. Diese gibt schließlich resigniert nach und überlässt den Platz vor der Bühne den tobenden Massen. Und so geschah es, dass diese steifärschige Veranstaltung dann doch noch ganz geil wurde.

Sonntag, 9. Oktober 2011

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Man or woman? - Tag 3

Der Hotelportier drückt uns einen Zettel mit arabischen Schriftzeichen in die Hand. "Give this to Taxidriver."
Wir winken uns ein Taxi ran, zeigen den Zettel. Er nickt, fährt los und schmeißt uns irgendwo raus. Im Rahmen des Kulturfestivals findet heute in der Universität eine Veranstaltungsreihe zu den Verbrechen gegen die Kurden statt. Das sind alle Infos die wir haben. Jetzt stehen wir irgendwo vor einem Unigebäude im Glauben, die arabischen Schriftzeichen werden uns schon an das richtige Haus gesetzt haben. Weit gefehlt. Wir versuchen dem Typen mit Maschinengewehr am Eingang klarzumachen wo wir hinwollen. Er kann kein Englisch. Nachdem er irgendwann genug von unseren wilden Gesten hat winkt er uns durch. Wir stehen in einer Traube bekopftuchter Frauen. Sie gucken beschämt zu Boden. Wir haben keine Ahnung wo wir hin müssen. Ein junger Mann kommt auf mich zu. Vielleicht kann er uns helfen! Kann er nicht. Er fragt mich in gebrochenem Englisch ob ich ein Junge oder ein Mädchen bin.

Ich frage ihn ob er ein Arschloch ist. Er verzieht sich wieder. Währenddessen hat Simon bereits rausgefunden, dass wir uns im Biologiedepartment befinden. Also wieder raus auf die Straße. Der Unicampus ist etwa so groß wie Augsburg. Keine Ahnung wie wir hier einen Vorlesungssaal finden sollen. Wir rufen Horst - Siggis Sohn - an. Das Gebäude in das wir sollen befindet sich hinter einer Baustelle. Wir laufen und laufen. Die Baustelle ist wirklich nicht zu übersehen. Wir werden angestarrt, wie wir hilflos durch die Straßen laufen. Niemand ist hier zu Fuß unterwegs. Die Baustelle ist nicht zu übersehen. Eine zehnspurige Kreung liegt brach vor uns. Wir laufen quer drüber, hüpfen über einen Graben und stehen verzweifelt vor dem nächsten Unigebäude. Eine halbe Stunde später sitzen wir im Jeep des Direktors der Unibibliothek. Er fährt uns freundlicherweise die restlichen Kilometer zum richtigen Gebäude. Wir verpassen den Vortrag.

Am Abend stellen sich die mitgereisten Alphornbläser in ihren Krachledernen vor die Zitadelle im Stadtzentrum und tröten in den Nachthimmel. Sie geben ein absurdes Bild ab vor der Statue des Mulla Afandi. Doch die Erbiler Männerschaft scheint von etwas anderem abgelenkt zu werden. Julias blonder Schopf hat ein paar hundert Kerle angelockt die wie hungrige Tiere um sie herum schleichen. In der Hoffnung auf ein Foto. Ein findiges Startup hat den braten gerochen und sich mit einem kleinen Fotodrucker daneben gestellt. Für 1000 Dinar gibts das Foto gleich "to go".

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Fertig,Los! in Kurdistan/Irak Tag 2

Asian Gokart Cup - Tag 2

Dinge die im Irak selten sind: Tiere, Frauen, Insekten, Bier. Die bisherige Bilanz ist mager: Eine Katze, zwei bekopftuchte Schülerinnen, eine einsame Riesenameise und fünf Efes. Dafür jede Menge beige. Die ganze Stadt ist beige. Die Häuser, der Asphalt, die Grünflächen.
Noch zwei Tage bis zu unserem Auftritt. Ich fahre mit Flo und unserem Mischer Olli zum PA-Verleih um unsere Verstärker auszuchecken. "Babylon Productions" präsentiert sich bescheiden in einem hellblau ornamentierten Palast von IKEA Ausmaßen. Das Eingangstor ist umsäumt von goldenen Löwenreliefs. Als es zu Regnen anfängt sickert das Wasser in den Palast. Das Tor ist undicht. Die Angestellten wischen.

Der Chef empfängt uns in seinem mahagonigetäfelten Büro. Wir sitzen auf der Couch vor einem ausgestopften Habicht während er uns seine Erfolgsgeschichte erzählt. Das mit dem Konzert wird "No Problem" und wir sollen "No Worry". Alles wird gut. Zur Beruhigung schauen wir eine 60 Minuten Konzert DVD die er auf dem Firmenparkplatz produziert hat.Auf dem Rückweg treffen wir uns mit dem Rest der Meute. Vom Hunger getrieben ziehen wir durch die Straßen Erbils. Julia und ich versuchen mit Händen und Füßen den Verkäufern klar zu machen, dass wir Vegetarier sind. Es werden Spaghetti mit Tomatensauce. Wir dürfen nicht zahlen. Auch nicht für Cola und Döner; keine Chance. Es bildet sich eine Menschentraube um uns. Wir machen Fotos und tauschen die gesamte Schnittmenge an Wortschatz aus die wir haben. Germany, music, thank you.

Was jetzt folgt ist eine Premiere. Ich erlebe mein erstes Fußballspiel im Stadion. Der Hotelmanager besteht darauf uns Gästelistenplätze zu besorgen. Das Stadion tobt als Erbil im Asian Cup gegen irgendeine Indonesische Stadt antritt und... verliert. Ich langweile mich zu Tode. Ein Tor in neunzig Minuten.Doch eine Premiere jagt die nächste: Das erste mal Gokart. Die Bahn ist Teil eines augeklügelten Gastronomiekonzepts, dass Sportbar, Chicken Wings und Rennspaß kongenial vereint. Nach einer unsicheren ersten Runde brettern wir über die Fahrbahn. Simons Motor verreckt, Julia rammt mich von der Fahrbahn und Flo wird Weltmeister.

Samstag, 1. Oktober 2011